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Die Covid-19-Pandemie hat dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen in den privaten Raum zurückgezogen haben. Das ist auch an der Mediennutzung zu erkennen, Messaging-Dienste wie Telegram, Signal, oder Threema boomen. Für die Unternehmenskommunikation wird das Erreichen ihrer Zielgruppen dadurch immer schwieriger. Auf der anderen Seite entstehen neue Möglichkeiten, um Mitarbeitende einzubinden und mit der Community zu kommunizieren.
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Closed Communication bezeichnet den Austausch von Informationen und Gesprächen über private Kanäle und Plattformen, die nur für ausgewählte Personen zugänglich sind. Über Messenger-Dienste wie Threema chatten Menschen miteinander, versenden Audionachrichten oder teilen Medieninhalte. Statt über einen Newsfeed tauschen sie sich unter vier Augen oder innerhalb bestimmter Gruppen aus.
Veränderte Mediennutzung durch den Einfluss des mobilen Internets, der Social-Media-Kanäle und der Messaging-Apps. Laut der ARD/ZDF-Online-Studie (Beisch & Koch, 2021) nutzen fast alle in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen mindestens wöchentlich Messaging-Dienste. Telefonanrufe empfindet die Generation Z hingegen als Grenzüberschreitung.
Durch das mobile Internet hat sich das Medienangebot verändert, Medienprodukte und -dienste sind heute jederzeit verfügbar. Doch der Anstieg von Paywalls, die Zunahme von nicht-journalistischen Kanälen und der verstärkte Austausch in geschlossenen Netzwerken könnten Gründe dafür sein, dass das Vertrauen in die Medien sinkt. → Menschen tauschen sich eher mit Personen aus, die dieselben Interessen teilen.
Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes gegenüber sozialen Netzwerken
» Die Social-Media-Branche ist nur auf eine Handvoll Akteure aufgeteilt. Durch eine Reihe von Sicherheitslecks und Datenschutzproblemen bei Facebook, Twitter und YouTube, suchen viele Nutzende nach unabhängigen Plattformen, die den Datenschutz ernst nehmen.
» Messaging-Apps wie Telegram haben hingegen einen hohen Datenschutz und verwenden eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Um die Dienste verwenden zu können, müssen die Nutzende zudem keine Telefonnummer oder andere persönlichen Informationen angeben – wie sonst bei anderen Anbietern.
Deplatforming beschreibt den dauerhaften Ausschluss von Nutzenden und Gruppen, die gegen die Regeln des Netzwerkes verstoßen. Damit wird ihre Reichweite und ihr Einfluss verringert. Die Kritik: Die Betroffenen ziehen in eine neue digitale Heimat (z. B. Telegram) um und ihre Anhänger folgen ihnen (Rogers, 2020). Zudem wird die freie Meinungsäußerung unterdrückt und die Betroffenen können sich im Privaten weiter radikalisieren (Urman & Katz, 2020).
Brutstätte für Unwahrheiten und Radikalisierung: Leugnerinnen und Leugner der Pandemie aber auch rechtsextreme Gruppierungen nutzen Messaging-Dienste wie Telegram, um ihre unzuverlässigen Quellen und Fake News zu verbreiten. Möglich macht das der unregulierte Messaging-Dienst Telegram: Da das Unternehmen seinen Sitz in Dubai hat und die Serverstandorte unbekannt sind, können Rechtsverstöße vor dem nationalen Gerichthof nicht geahndet werden.
"Wenn man das Thema weiterdenkt, dann bedeutet das das Ende der Öffentlichkeit so wie wir sie kennen. Und das ist eine enorm große Herausforderung für unsere Profession.“
Prof. Christof Ehrhart, Executive Vice President Corporate Communications & Governmental Affairs, Bosch
Was kann die Unternehmenskommunikation tun, um mit nicht-öffentlichen Kommunikationsgruppen umzugehen? Wie können Stakeholder in geschlossenen Netzwerken überhaupt noch erreicht werden?
Der Communications Trend Radar 2022 wurde von einem Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Leipzig und der Universität Duisburg-Essen durchgeführt.
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