Big-Data-Anwendungsprozess

Big Data können alle Phasen des strategischen Kommunikationsplanungsprozesses unterstützen und diesen effektiver und effizienter gestalten – angefangen von der Situationsanalyse über die Strategieentwicklung und die Durchführung bis hin zur Evaluation.  

Wie können Big Data in der strategischen Kommunikation genutzt werden?

Map - Hintergrundbild

EVALUATION 

 

In einem nächsten Schritt müssen die analysierten Muster, Zusammenhänge oder Prognosen interpretiert (präskriptive Analysen) und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

 

Bevor diese in einem Report den Entscheidern vorgelegt werden, sollte der gesamte Datenanwendungsprozess jedoch noch einer Evaluation unterzogen werden. Hier wird geprüft, ob die richtigen Analysen mit den passenden Daten verlässlich durchgeführt wurden. Als Referenzpunkt werden die Ziele aus dem ersten Schritt herangezogen.

 

 

 

ERGEBNISBERICHT

 

Der letzte Schritt ist die Aufbereitung und Vermittlung der Kernergebnisse in einer aggregierten und visualisierten Form für Entscheider, z. B. in Form von Netzwerkgraphen, Diagrammen oder mit Hilfe von Realtime-Dashboards. Grundsätzlich sollten Datenanalysten und Kommunikatoren absprechen, in welcher Form und wann bzw. wie oft Reports erstellt werden sollen.

 

Entscheidend ist, dass die für das Kommunikationsziel passenden Kernergebnisse mit den richtigen KPIs verständlich aufbereitet werden. Es sind auch automatisierte Verfahren möglich, z. B. Alarmmeldungen, wenn das Unternehmen vermehrt kritisch genannt wird.

 

 

 

ZIELDEFINITION

 

Damit Big-Data-Anwendungen die einzelnen Phasen der strategischen Kommunikationsplanung (von der Situationsanalyse bis zur Evaluation) maßgeblich unterstützen, müssen klare Ziele und Fragestellungen für die Datenauswertung formuliert werden. Dabei können für jede Phase des strategischen Kommunikationsplanungsprozesses eigene Ziele definiert und entsprechende Datenanalysen durchgeführt werden.

 

 

 

DATENSAMMLUNG/-SELEKTION

 

Nachdem die Ziele definiert wurden, muss ein Datenpool aufgebaut werden. Die befragten Experten prüfen je nach Anwendungsfall welche Daten bereits zur Verfügung stehen und welche weiteren Datenquellen genutzt werden können.

 

Dann wird entsprechend der 3 V’s – Variety, Volume und Velocity spezifiziert: Welche Daten müssen in welchem Umfang und in welcher Geschwindigkeit bzw. über welchen Zeitraum vorliegen, um die formulierten Ziele zu erreichen? Die Generierung der Daten ist nicht banal, denn es gibt unterschiedliche Datenformate, für die wiederum unterschiedliche Generierungs- und Speichermethoden benötigt werden.

 

 

 

DATENANALYSE

 

In diesem Schritt wird mittels statistischer Methoden aus den bereinigten Daten computergestütztes Wissen gewonnen (Data Mining). Die Analysephase beginnt damit, Ziele für das Data Mining festzulegen: Was genau soll analysiert werden? Welches Verfahren eignet sich hierfür? Dementsprechend wird der passende Algorithmus ausgewählt, der nach Mustern, Korrelationen oder Trends sucht.

 

Dann schließt sich zumeist eine deskriptive Analyse an. Hierbei werden Häufigkeiten, wie die Zahl der Follower, Likes oder Page Views ausgewertet.

 

Im nächsten Schritt gehen die Analysen mehr in die Tiefe und es werden Gründe, Zusammenhänge und Muster in einer diagnostischen Analyse geprüft.

 

Auch prädiktive Analysen, d. h. eine Vorhersage zu den Wahrscheinlichkeiten von zukünftigen Ereignissen, können Teil des Data Minings sein.

 

DATENTRANSFORMATION

 

Der Schritt der Datentransformation beschreibt die Umwandlung der Rohdaten in andere Datenformate. Die Daten müssen so transformiert werden, dass sie von den jeweiligen Analysetools bearbeitet werden können, beispielsweise wenn Text- oder Bilddateien in großer Menge aber in unterschiedlichen Datenformaten vorliegen.

 

Ein Hauptziel dieser Phase liegt darüber hinaus in der Datenreduktion, indem so viele Variablen wie möglich zu einzelnen Merkmalen zusammengefasst werden. Wie die Transformation im Detail durchgeführt werden muss, ist abhängig von der eigentlichen Fragenstellung aus Schritt 1. 

 

 

 

DATENBEREINIGUNG

 

Nach der Datensammlung müssen diese bereinigt und für die weitere Bearbeitung vorbereitet werden. Das heißt, der Datensatz muss von Spam und anderen irrelevanten Daten gesäubert werden, beispielsweise von Bot-generierten Inhalten. Zumeist erfolgt dies durch einen entsprechenden Algorithmus.

 

Im Anschluss werden die Texte häufig noch einmal stichprobenartig gelesen, händisch geprüft, eingruppiert und gegebenenfalls korrigiert. Diese Phase wird von den meisten Experten als aufwändiger, aber entscheidender Schritt beschrieben. Nur wenn die gesammelten Daten bezogen auf die Fragestellungen richtig erhoben wurden und verlässlich sind, können damit wertschöpfende Analysen durchgeführt werden.

 

Zentrale Erkenntnisse

  • Um Big-Data-Analysen in der strategischen Kommunikation anzuwenden, sollten sieben Schritte durchlaufen werden: 1. Zieldefinition, 2. Datengenerierung, 3. Datenbereinigung, 4. Datentransformation, 5. Datenanalyse, 6. Evaluation und 7. Ergebnisaufbereitung.
  • Dieser Prozess ist mit viel Ausprobieren und Feedbackschleifen verbunden, bis das richtige Datenset vorliegt und daraus verlässliche Erkenntnisse gewonnen werden können. 
  • Auch wenn die Datenanalysen in erste Linie einer bestimmten Zielsetzung folgen, sollte noch genügend Raum für neue, explorative Analysen bleiben. (Hybridansatz)

 

Anwendung

Anwendung von Big Data in der strategischen Kommunikation:

 

Big-Data-Anwendungen für die Situationsanalyse:

  • Markt- und Wettbewerbsanalysen liefern u. a. Erkenntnisse darüber, wie die eigene Marke bzw. das eigene Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz wahrgenommen wird und wer die Hauptakteure sind.
  • Reputationsanalysen und marketingspezifische Konkurrenzanalysen geben einen Einblick in die Stärken und Schwächen der Mitbewerber.
  • Explorative Analysen helfen dabei, neue Themen, Trends oder Erkenntnisse zu entdecken. Ebenso ist eine Kombination verschiedener Analysen möglich.

 

Big-Data-Anwendungen für die Strategiephase:

  • Stakeholderanalysen: Was sind die wichtigsten Ziel- und Bezugsgruppen, die angesprochen werden sollen?
  • Themenanalysen: Wie können Themen identifiziert, differenziert und besetzt werden?
  • Analyse der Instrumente und Kanäle: Was sind geeignete Kommunikationsinstrumente, -kanäle und -formen?

 

Big-Data-Anwendungen in der Durchführungsphase:

  • Real-Time-Advertising: datenbasierte Ausspielung von Werbeinhalten, die auf prädiktiven Analysen beruhen.
  • Individualisierte Ausspielung von (Werbe-) Inhalten: Potenziell können Motive, Farben oder Texte so erstellt werden, dass sie modular zu einer einheitlichen Botschaft zusammengesetzt werden.

 

Big-Data-Anwendungen in der Evaluationsphase:

Big-Data-Anwendungen können die Erfolgsmessung optimieren und in Echtzeit begleiten, u.a.

  • Test von Werbewirkung
  • Überprüfung von Zielgruppenansprachen
  • Überwachung des Share of voice etc.

Daten

Es können grob drei verschiedene Arten von Daten unterschieden werden, die auch für die strategische Kommunikation relevant sind:

 

First party data (interne Daten)

In diese Kategorie fallen alle Daten, die ein Unternehmen besitzt und kontrollieren kann:

  • Kommunikationsdaten, z. B. aus bisherigen Kampagnen und Publikationen, von eigenen Webseiten, Apps oder Social-Media-Kanälen
  • CRM-Daten, z. B. Kundenstammdaten (Adress- und Kontaktdaten), Kundencharakteristika (Demografie, Psychografie, Soziografie – wie Haushaltsstruktur, soziale Vernetzung etc.)
  • Transaktionsdaten, wie Kaufhistorie, Kontakthistorie, Kundenansprache (z. B. aus dem Kundenservice)
  • Mitarbeiterdaten, Inventurdaten, Markt- und Wettbewerbsdaten, Medienanalysen, Verbraucheranalysen, Daten aus Studien für das Unternehmen, etc.

 

Second party data (gemeinsam genutzte Daten)

Diese Art von Daten stammen von einem anderen Unternehmen oder werden mit anderen Unternehmen geteilt, z. B.:

  • Informationen aus Loyalty- und Reward-Programmen wie Payback
  • Daten aus einem Sponsoring, einer Partnerschaft oder anderen Aktivitäten des Unternehmens in Kooperation mit anderen Organisationen
  • Daten von externen Portalen und Kanälen, die für die Distribution eigener Waren und Dienstleistungen genutzt werden

 

Third party data (externe Daten)

Externe Daten kann das Unternehmen aus verschiedenen Quellen außerhalb der Organisation beziehen. Diese Art von Daten sind schwierig bis überhaupt nicht durch das Unternehmen zu kontrollieren. Ein Unternehmen kann externe Daten selbst generieren oder sie von Dienstleistern, wie Marktforschungsinstituten, kaufen. Beispiele sind:

  • Social-Media-Daten aus Medien und Nachrichten
  • Daten von Behörden
  • Wissenschaftliche Studien

Methode

Das vorliegende Modell wurde auf der Grundlage von Interviews mit 35 Experten aus Praxis und Wissenschaft entwickelt.

Diese 7 Schritte des Big-Data-Anwendungsmodells stimmen weitestgehend mit dem aus der Wirtschaftsinformatik stammenden Prozess Knowledge Discovery in Databases (KDD) überein, der 1996 von den Wissenschaftlern Usama Fayyad, Gregory Piatetsky-Shapiro und Padhraic Smyth entwickelt wurde.