Virtuelle Stakeholder-Dialoge

Zentrale Erkenntnisse der Studie

  • Stakeholder-Dialoge können auf drei Arten virtualisiert werden:
    1als virtuelles Look-alike (der virtuelle Stakeholder-Dialog ist eine Kopie des bestehenden Formats);
    2. als virtuelle Erweiterung (das bestehende Format findet in einem Online-Setting statt);
    3. als virtuelles Standalone (der virtuelle Stakeholder-Dialog ist ein eigenes Kommunikationsformat, das bisher nicht genutzt wurde).
     
  • Vor- und Nachteile: Online-Formate sind einfacher skalierbar, so lässt sich bspw. die Teilnehmerzahl flexibel anpassen. Zudem sind die Beteiligten nicht an Ort und Zeit gebunden, das erleichtert den Einstieg. Andererseits ist die virtuelle Kommunikation auf den Austausch über Audio und Video begrenzt, dadurch fehlt der persönliche Kontakt. Außerdem gibt es keinen "geschützten Raum“, das Vertrauen ist geringer und es findet weniger Dialog statt.
     
  • Erfolgsfaktoren: Damit virtuelle Stakeholder-Dialoge erfolgreich sind, sollten sie an der Strategie und den Zielen ausgerichtet sein und an die Bedürfnisse und Anforderungen der Teilnehmenden angepasst werden. Die Aufgabe des Gastgebers ist es auf den Einsatz passender Technologie und das optimale Timing zu achten. Wichtig ist dabei außerdem eine gut vorbereitete Moderation und dass alle relevanten Stakeholder vorab aktiviert wurden. Der Gastgeber sollte zudem alle Beteiligten wertschätzen und mit Respekt behandeln und für Privatsphäre und eine vertrauliche Stimmung sorgen.
     
  • Virtuelle Formate werden auch in Zukunft eine sinnvolle Alternative für persönliche Dialoge sein. Entscheidend dabei ist, dass Stakeholder-Dialoge immer ein Ziel und einen Zweck verfolgen.

 

Methode

Die Studie wurde von Daniel Ziegele, Hannah Kurtze und Ansgar Zerfass an der Universität Leipzig geleitet und durchgeführt. Die Erkenntnisse basieren auf einer umfangreiche Literaturrecherche und zahlreichen Interviews:

  1. Literaturrecherche von wissenschaftlicher Literatur und Praxis-Handbüchern zu den Themen Stakeholder-Dialoge und Virtualisierung.
     
  2. Experteninterviews: In einer qualitativen Studie wurde untersucht, welche Erfahrungen Kommunikatoren mit virtuellen Stakeholder-Dialogen gemacht haben, welche Herausforderungen und welche Anforderungen sich daraus ergeben.
    Es wurden zwei Gruppen von Experten befragt:
    – Unternehmen und Organisationen, die Stakeholder-Dialoge durchführen und
    – Beratungsunternehmen, die Unternehmen in diesem Bereich unterstützen.

39 Interviews mit Experten im Bereich Stakeholder-Dialog aus 35 deutschen Unternehmen, Beratungsunternehmen und Dienstleistern führte das Team zwischen April und Mai 2021.

Forschungshintergrund

Ist es möglich, Stakeholder-Dialoge virtuell zu führen?
Diese Frage wurde oft gestellt, wenn es um die Ergebnisse des Communications Trend Radars 2021 ging – einem Forschungsprojekt, das Anfang des Jahres von der Akademischen Gesellschaft für Management & Kommunikation veröffentlicht wurde. Die Studie identifiziert fünf zentrale Trends aus Gesellschaft, Management und Technologie, die die Unternehmenskommunikation in naher Zukunft beeinflussen werden. Die Virtualisierung der Kommunikation war einer davon.

 

Forschungsteam

  • Prof. Dr. Ansgar Zerfaß ist Professor für Strategische Kommunikation am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig.
     
  • Daniel Ziegele, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Strategische Kommunikation an der Universität Leipzig.
     
  • Hannah Kurtze, B.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strategische Kommunikation der Universität Leipzig.